Klingerschule & theater peripherie
Theater und Schule ist eine wunderbare Möglichkeit, die Schülerinnen und Schüler von einer ganz anderen Seite zu erleben und kennenzulernen.
Annette Grawenhoff
SEIT: 2019/20
ANSPRECHPARTNER*IN:
Annette Grawenhoff
Ute Bansemir
Benjamin Cromme
WUNSCH: Die kreative Kraft, die die Schüler*innen in das Projekt tragen, ist unheimlich motivierend und hilfreich dabei, die eigene Theaterarbeit zu überprüfen, anzupassen und im besten Fall einen Prozess zu ermöglichen, an dem alle nach ihren Möglichkeiten und Bedürfnissen partizipieren können.
Benjamin Cromme
TUSCHpektakel 2024
„Endstation Hauptbahnhof“
Geprobt haben die Schüler*innen des beruflichen Gymnasiums mit den Schwerpunkten Wirtschaft, Gesundheit oder Erziehungswissenschaften, gerne im Titania, der Spielstätte der theaterperipherie. Seit den START Workshops dort beschäftigen sie sich mit den Themen „Respekt“, „Toleranz“, „Menschlichkeit“ und „Liebe“. Mit dem Motto: „Wo soll die Reise hingehen“ waren sie beim Bahnhofsmotiv und mit „Sitzen wir nicht alle im gleichen Zug“ war das setting klar, die Plattform für das Hinterfragen von Lebensentwürfen. Stark: obwohl einige Schüler*innen die Schule bereits verlassen haben oder wissen, dass sie das Schuljahr wiederholen müssen, haben sie zu Ende geprobt und im Gallus Theater präsentiert.
Die Kulisse, das Bühnenbild führte das Publikum direkt in die Bahnhofsatmosphäre, in der sogar liebevoll gebastelte Ratten, fantasievolle Graffiti und Fahrkartenautomaten nicht fehlten. Erfrischend, leidenschaftlich, mutig, authentisch und präzise präsentierte sich das selbst in ihren Übergängen starke Stück, das Szenen in der Bahn, am Gleis und im Bahnhofsgebäude zeigte. Es wurde (ganz im Sinne der Programmatik der theaterperipherie, deren Leiterin bei der Präsentation anwesend war) Gesellschaftskritik geübt, mal leise, mal bewusst übertrieben, die Sprache nah am Alltag. „Wir sehen das, wie Ihr (die „Großen“) auf die Gesellschaft blickt und schreien es heraus!“ Verhandelt werden hier Rassismus, Klimawandel, Armut, Alkohol- und Drogensucht. Der Block mit den vielfältigen Präsentationen endete mit tosendem Applaus!
Projekt 2024
Eine Zugfahrt, die ist…
Wer mit dem Zug fährt, kann so einiges erleben – auf dem Bahnhof, am Gleis, im Abteil. Dabei stellt sich die Frage: „Sitzen wir nicht alle im gleichen Zug?“ Vor diesem Hintergrund entwickelt der Ergänzungskurs Darstellendes Spiel in der Jahrgangsstufe 12 des beruflichen Gymnasiums im letzten Jahr der Kooperation eine Collage aus erlebten und erfundenen Geschichten. Dabei geht es u. a. um Themen wie Respekt, Toleranz, Menschlichkeit und Liebe, aber auch um das Hinterfragen von Lebensentwürfen. Startschuss für die Erarbeitung der Szenen und Figuren stellte der Startworkshop dar, der im November auf einer Profibühne stattfinden konnte. Und was ist noch geplant? Auf jeden Fall ein Theaterbesuch sowie Probentage im TITANIA, dem Spielort der theaterperipherie.
TUSCHspektakel 2023
Die Partnerschaft im dritten Jahr hat sich in diesem mit unterschiedlichen Zeitebenen beschäftigt. In einem schrillen Bühnenbild verbirgt sich das „Museum der alternativen Realitäten“ – mensch könnte sich selbst in der Zukunft begegnen, wird aber streng davor gewarnt. Es geht um virtuelle Welten, Entscheidungen, alternative Zeitstränge und Zeitreisen. „Lernen Sie, Zeit als Raum zu begreifen!“ Das Prinzip ist bei allen Museumsbesucher*innen gleich: verbotenerweise begegnen sie ihrem „Doppelgänger“ in einer anderen Zeitzone. Mit stroboskopischen Lichteffekten in Rot und starken sounds wird die alternative Realität mittels buzzer, der inmitten des Bühnenraumes steht, ausgelöst. Mit Rollenwechseln und immer aktiven Menschen im Bühnenhintergrund wird eine bilderreiche, spannungsvolle und auch bisweilen sehr komische Atmosphäre erzeugt, die Spielfreude ist den Schüler*innen des Beruflichen Gymnasiums anzumerken!
Projekt 2023
In dem Museum der alternativen Realitäten trifft eine Gruppe junger Menschen auf außergewöhnliche Ausstellungsstücke: Versionen ihrer selbst, als wäre irgendwo auf dem Zeitstrahl eine klitzekleine, oder riesengroße Veränderung geschehen. Eine verschrobene Gestalt, die Reinigungskraft des Museums, macht keine Unterschiede zwischen den verschiedenen Lebenswelten. Das ist etwas für Eindimensionale. Da kann bei einem Museumsbesuch schon mal ein bisschen Chaos im Erzählstrang der Geschichte und die ein oder andere Identitätskrise entstehen. Der Ergänzungskurs Darstellendes Spiel der Berufsbildenden Schule Jg. 12 entwickelt eine Collage von erlebten, ersponnenen und erträumten Geschichten. Alles nach dem Motto: was wäre, wenn? Wir gehen auf die Suche nach möglichen Scheidewegen in der Geschichte, an denen unser Leben eine ganz andere Richtung hätte einschlagen können.
Projekt 2022
Das Spiel ist aus!?Es ist Spätsommer. In einem Hinterhof in Frankfurt tummeln sich ca. 20 Schüler*innen des Ergänzungskurses Darstellendes Spiel aus der Klassenstufe 12 des beruflichen Gymnasiums. Vor dem Theaterhaus bildet sich eine Schlange, denn schließlich müssen sich alle noch einem obligatorischen Coronatest unterziehen. Dann schlägt eine Glocke und die schwere Tür des Theatersaals schwingt auf. Das Spiel beginnt und an einem langen Workshop-Tag verwandeln sich Ahnungen von Blicken ins Jenseits, Fragen nach Essenzen der Liebe sowie Ideen von Klassenkampf, Revolution und dystopischer Autokratie in erste Szenenbilder und Inszenierungsvorschläge. Im Verlauf des Schuljahres erarbeitet der Kurs eine eigene Bühnenfassung von Jean Paul Sartres Buch „Les jeux sont faits“ und verleiht den Texten mit Frankfurter Charme ein neues Leben. Als Bedeutung schaffende Kraft nimmt das Ensemble die Verantwortlichkeit für die Inszenierung in die Hand und benutzt den Text als Ideengefäß, gefüllt mit allem, wofür es im Diesseits ohnehin nie den richtigen Platz gab.
TUSCHpektakel 2022
Da war zum einen die Klingerschule, hier vertreten durch Schülerinnen und Schüler zwischen 17 und 21 Jahren aus verschiedenen Tutorien mit unterschiedlichen beruflichen Fachrichtungen – Wirtschaft oder Gesundheit und Soziales mit dem Schwerpunkt Gesundheit oder mit dem Schwerpunkt Erziehungswissenschaft. Mit ihrer Kooperationspartnerin, der theaterperipherie, hat sie sich etwas ganz Besonderes ausgedacht: Die Inszenierung erzählt eine Geschichte über Familienbande, Macht, Systemsturz und die Liebe, die es schafft, in ihrer Diversität der Erzählung nahbar zu bleiben. „Das Spiel ist aus?!“ nach Jean-Paul Satre, die Geschichte von Eve und Pierre, die beide gewaltsam sterben und sich im Jenseits treffen, sich ineinander verlieben und eine zweite Chance erhalten, auf die Erde zurück zu kehren, jedoch nur, wenn sie einander einen Tag lang vertrauen und sich danach erneut füreinander entscheiden. Der Fokus liegt auf den sozialen Unterschieden der beiden; sie halten dem Druck nicht stand und müssen in den Tod zurückgehen. Es geht aber auch um Liebe, Kampf und Macht. Sprache und Kostüme sind jugendlich, der Bühnenaufbau bleibt im Großen und Ganzen gleich und dient als Treffpunkt der Rebellen, Café, Büro etc. Trotz des politischen und sozialkritischen Impetus hat das Stück äußerst humorvolle Elemente, wie beispielsweise die Darstellung der Bürokratie, die im Jenseits herrscht: All die Formulare, die unterschrieben werden müssen, um zu beweisen, dass die beiden wirklich tot sind! Das Fazit der Gruppe: Manchmal kann man den Lauf der Kugel nicht ändern. Die Gruppe hat sich überdies Fragen für das Publikum ausgedacht:
- Ist es dem Menschen im Leben vorbestimmt, Erfüllung in einer amourösen Beziehung zu finden?
- Wie kann Liebe aussehen, wenn sie nicht in amourösen Beziehungen stattfindet?
- Wer entscheidet, ob die Liebe zu einer Person, Sache oder Idee „echt“ oder „vollkommen“ ist?
- Ist es möglich, dass Menschen aus Sozialräumen, die einander verfeindet sind, einander vollkommen lieben, ohne dabei ihre Sozialisierung hinter sich zu lassen?
- Wie kann ein Mensch Krieg führen für Ideale, die seine eigene Lebenssituation und die der
- eigenen Familie in Gefahr bringen?
- Wie steht es um die Sinnhaftigkeit im eigenen Leben? Sind Lebenswege vorgeschrieben? Wie viel sinnstiftende Handlung obliegt der freien Entscheidung eines Menschen?
Projekt 2021
Im Rahmen des Möglichen – eine Collage aus der Isolation
Im ersten Jahr der TUSCH-Partnerschaft hat sich der Ergänzungskurs „Darstellendes Spiel“ in der Jahrgangsstufe 12 des beruflichen Gymnasiums für eine „Collage aus der Isolation“ entschieden. Die Inszenierung zeigt über ein „Online-Portal“ fiktive Ausschnitte aus dem Leben junger Menschen, die sich in ganz unterschiedlichen Isolationssituationen befinden und nur über Videobotschaften und Log- bzw. Tagebucheinträge Kontakt zum Rest der Welt oder der Nachwelt aufnehmen können. Auf diese Weise werden die Geschichten der Figuren dem Zuschauer vermittelt. Die Orte und Umstände der Isolation entspringen einer Utopie, einer Dystopie oder dem Status quo. Aufgrund des coronabedingten Lockdowns und des damit verbundenen Distanzunterrichts steht momentan die schriftliche Erarbeitung der einzelnen Szenen im Vordergrund der Theaterarbeit. Zu Beginn des Schuljahres konnte in den Unterrichtsstunden sowie im Rahmen des START-Workshops jedoch bereits Spielpraxis gesammelt werden. Der Besuch einer Theaterprobe zu dem Stück „Beshir im Blätterland“ im TITANIA öffnete den Blick für die Wirkung ästhetischer Mittel und Inszenierungsmöglichkeiten.
TUSCHpektakel 2021
Die Klingerschule hat sich etwas ganz Besonderes ausgedacht: hier wurde ein trailer zum Stück, das bald in der theaterperipherie Premiere haben wird, gezeigt, ein abstraktes Video ohne Schüler*innen, das Lust machen soll, sich die Produktion anzuschauen. „Extraction of a thought – eine Collage“ so der Titel des kurzen Trailers. Eine Libelle fliegt auf ein Stück Holz, wirkt festgeklebt. Gedanken werden dazu mit Datumsangabe gesprochen, der Beginn: „Liebes Tagebuch…“. 1.11.2021: Ich bin, solange ich bin, eine Sammlerin – wohin gehe ich. Tak, Tik. 12.11. Wer weiß, ob ich, während das Video läuft, noch lebe – ich kann nicht anders. Sommer 2023. Die Stimme verzerrt. Das Tak, Tik strukturiert die Stimme. „Wie sonst sollen die Menschen ihre Welt verstehen, wenn sie nicht in deine tauchen. Was bin ich ohne du“. Die Libelle ist weg, am Ende wieder da. Die Schüler*innen der NGO waren begeistert von dem Video, dem Himmel, dem Spiel mit der Libelle, „Eure Gedanken haben uns zum Denken angeregt.“