Rudolf-Koch-Schule & TheaterGrueneSosse

Schule ohne Theater ist leer und farblos.

Anke Buschardt, DS-Lehrerin

SEIT: 2019/20
ANSPRECHPARTNER*IN:
Alla Trautmann
Detlef Köhler
WUNSCH: TUSCH ist eine riesige Inspiration und bietet einen anderen Blick auf Theater und Schüler.

Projekt 2023

Zum Start besuchten alle 5. Klassen der Rudolf-Koch-Schule in Offenbach „Am Hafen mit Vogel“, eine Inszenierung des TheaterGrueneSosse. Im Stück geht es ums Fliegen über Länder und Grenzen hinweg, um verwirrende Sprachspiele und um Fragen nach Herkunft und Heimat. Die Hälfte der Schüler*innen erprobte selbst in Workshops das Spiel mit Sprache und Objekten. Im zweiten Halbjahr schauen die 5. Klassen “Struwwelpeter” des Partnertheaters und es gibt Workshops für die jeweils andere Klassenhälfte. Am 4. und 5. Mai gibt es außerdem Sondervorstellungen von “Apokalypse Resistance Training” in Offenbach, die einige Mittel- und Oberstufenklassen der RKS besuchen werden. Ende Januar fand außerdem für 18 Schüler*innen der 6. Klassen eine Projektwoche statt. Sie gründeten eigene “Banden” und entwickelten geheime Pläne und Rätsel für die anderen Gruppen. Sie legten mysteriöse Spuren, enträtselten Tatorte, schlichen möglichst unauffällig durchs Schulgebäude und erfanden eigene Geschichten und Szenen. Die Schüler*innen sammelten selbst Foto- und Videomaterial, das beim TUSCHpektakel präsentiert wird. ​


Projekt 2022

Die TUSCH-Partnerschaft zwischen RKS und TGS befindet sich inzwischen im dritten Jahr. Alle 5. Klassen besuchen das Theaterstück “Tiere die lügen”. Begleitend finden acht theaterpädagogische START-Workshops statt. Inhaltlich geht es um das (Er-)Finden von und Spielen mit Sprache. Die Workshops sollen die Kinder für Theater begeistern und spielerisch die Erfahrungen des Theaterbesuchs vertiefen. Anfang Februar können Schüler*innen der 6. bis 8. Klasse in einer Projektwoche Theater spielen. Thematisch bezieht sich diese Woche auf die „Stadt”, das aktuelle Spielzeitthema des Theaters. Außerdem sind mehrere Projekttage zu künstlerischer Stadtforschung geplant. Diese Projekttage im Klassenverband werden jeweils von einer Lehrkraft und zwei Vermittler*innen des Theaters durchgeführt. Die Klassentage sollen den beteiligten Schüler*innen künstlerische Impulse geben, neue Ausdrucksmöglichkeiten eröffnen und zugleich den Zusammenhalt in der Klasse stärken. Inhaltlich steht auch hier die Stadt, d.h. die Erforschung des eigenen Lebensumfelds mittels künstlerischer Methoden im Zentrum. Die Projektwoche und die Klassentage sollen dokumentiert und durch Schüler*innen beim TUSCHpektakel vorgestellt werden.

Projektwoche

Vom 31.1. bis 4.2.2022 war es endlich wieder so weit: Die Projektwoche an der Rudolf-Koch-Schule in Offenbach fand statt und Dank der TUSCH-Kooperation war auch wieder ein Theaterprojekt dabei, das in Zusammenarbeit mit dem TheaterGrueneSosse in Frankfurt stattfand.

Aus einer Improvisationsphase mit Alltagsgegenständen entwickelten die Schüler*innen aus der 6. und 7. Klasse Rollen- und Spielideen und fanden sich anschließend in Gruppen zusammen. Nun war es an der Zeit, sich ihr eigenes Land auszudenken, in dem ihre Szene hinterher spielen sollte. Dazu entwarfen sie zunächst Flaggen und Verfassungen für ihre Länder wie das Screamland, das Com(edy)land oder Insomnia. Hier ließen sie dann gruselige, lustige oder überraschende Szenen spielen, in denen sich Puppen plötzlich bewegten, sich die eigentlich altbekannte Umgebung auf dem Schulweg auf unerklärliche Weise veränderte oder in der immer gelacht werden musste, ob man es nun wollte oder nicht. Die Schüler*innen entwickelten dann in den Gruppen ein kleines Theaterstück in drei Akten. Als Hintergrund für die Szenen dienten projizierte Fotos, die sie bei einem Spaziergang in der Umgebung der Schule selbst gemacht hatten.

Theater in der Projektwoche – eine spannende und ungewohnte Möglichkeit, sich selbst und andere in einer kreativ gestalteten Umgebung kennenzulernen!

Stadtforscher:innen

https://kulturkoffer.hessen.de/stadtforscherinnen-entdecken-und-kommentieren-ihre-stadt/

TUSCHpektakel 2022

Zum Schluss gab es noch einen filmischen Einblick in die Arbeit einer Partnerschaft: das TheaterGrueneSosse hat, neben vielen anderen Aktivitäten an der Rudolf-Koch-Schule, die bereits seit vielen Jahren „Kulturschule“ ist, mit einer 5. und einer 6. Klasse im Stadtraum Offenbach gearbeitet, Titel: „Forschungsoffensive Offenbach“ – diese Art der Recherchear­beit entspricht auch dem Spielzeitmotto des Theaters. Die Kinder haben sich im Rahmen ei­nes „Klassentages“ (so die Bezeichnung der Schule für Ausflugstage, von denen jeder Klasse einige im Jahr zur Verfügung stehen) auf den Weg in die Innenstadt und zum Mainufer ge­macht, um Geheimnisvolles zu entdecken, aus denen sie eine Geschichte machen konnten. Die Kinder der 5d waren anwesend und saßen während der Filmpräsentation mit dem Rücken zum Publikum auf der Bühne.            

Der Auftrag war ganz offen: Hier der Auszug eines Textes, der von den Kindern ge­schrieben wurde: „Wir haben uns alles genau angesehen und auf die Kleinigkeiten geachtet. Schnell sind uns dann spannende Fragen eingefallen. Wir haben Vermutungen angestellt und so haben sich Geschichten ergeben, aus denen wir Szenen entwickelt haben. Uns hat am besten gefallen, dass wir der Fantasie freien Lauf lassen konnten und alles erlaubt und mög­lich war und wir waren erstaunt, was es alles zu entdecken gibt an Stellen, von denen wir dachten, dass wir sie gut kennen. Die Erwachsenen haben sich eigentlich gar nicht einge­mischt. Sie haben nur manchmal nachgefragt, wenn sie unsere Geschichten nicht verstanden haben. Zuerst waren wir etwas misstrauisch und haben nicht ganz verstanden, was wir tun sollten, aber nach einer Weile waren alle dabei, eine Geschichte zu spinnen und auszu­schmücken. Es hat Spaß gemacht in der Gruppe und es war lustig, am Ende zu sehen, welche Geschichten sich die anderen ausgedacht haben.“ Grabsteine, seltsame Figuren, verschlun­gene Wege, all dies wurde unter die Lupe genommen und im Film gezeigt, wie die Kinder ihre Rechercheaufgabe wahrgenommen haben.


Projekt 2021

Mit den START-Workshops konnten wir im Herbst an der Schule theatervermittelnde Workshops in den 5. Klassen (für je die Hälfte der Lerngruppe) durchführen. Ziel war, die Kinder für das Theaterspielen zu begeistern und ihnen – in Anbetracht der aktuellen Lage – möglichst inspirierende und motivierende Impulse zu geben. Die Schüler*innen sollen im Frühjahr eine Theatervorstellung des Partnertheaters sehen, ggf. als Gastspiel an der Schule oder digital. Unser Coaching für die Abiturient*innen im Fach Darstellendes Spiel musste pandemiebedingt in sehr kleinen Gruppen und mit Maske stattfinden. Trotzdem sind viele hochmotiviert und wollen sich gerne in DS prüfen lassen. Unser Schwerpunkt liegt auf spielpraktischen Übungen und umfasst je fünf Workshops zu den Themen Szenisches Schreiben, Spielerischer Umgang mit Text, Stimme/Sprechen/Körperliche Präsenz auf der Bühne, Figuren- und Szenenentwicklung. Die für Januar geplante Projektwoche für Schüler*innen der 6-8. Klasse zum Thema Krimi musste leider ausfallen. Im Mai erproben wir das OPEN AIR Format mit unserem Stück Sex, Drugs, Geschichte, Ethik und Rock ´n‘ Roll auf dem Schulhof.

TUSCHpektakel 2021

Der DS-Kurs Jahrgang 12, der sich theatral mit Gefühlen / Emotionen auseinandergesetzt hat, präsentierte eine Collage unter dem Titel Ganz schön turbulent! Beschäftigt dabei hat sie dies: Alle Menschen gehen sehr unterschied­lich mit den gleichen Gefühlen um. Kann man sie kontrollieren, einfangen, festhalten? Oder nicht? Der Beginn hat schon Gänsehautcharakter: Eine Frau blättert in einem Fotoalbum; zarte Szenen der Liebes- und Hochzeitsgeschichte mit ihrem Mann werden von Spie­ler*innen dargestellt, als langsam die Seiten des Albums immer leerer wurden und den Zu­schauer*innen ganz allmählich klar wird, dass dies auch die Geschichte der Demenz der Frau darstellt – eine wunderbare Leistung an Einfühlung in dieses Thema durch so junge Men­schen und eine sehr gelungene ästhetische Umsetzung. Aber auch Zeitkritik kommt zum Aus­druck, als eine Handy-App mit einem Armband zum Ein- und Ausstellen von Gefühlen wirbt oder einer „3-Stufen Euphorie“. Dazwischen immer wieder ernsthafte Fragen: „Verdiene ich es überhaupt, glücklich zu sein?“ und das statement am Schluss: „Wir sind keine Sklaven mehr unserer Emotionen!“ lässt vieles offen.

Ein weiterer DS-Kurs des Offenbacher Gymnasiums präsentierte mit dem Titel Wo zur Hölle ist das Jenseits? Beschäftigt haben sie sich mit vielen Fragen, hauptsächlich an­getrieben hat sie die nach dem Sein: „Wer bin ich“, „Wo bin ich“, „Was oder wer beeinflusst mich?“, „Gibt es ein Leben nach dem Tod?“, „Wie sieht das aus?“ Mit der Lichtmaschine ins Jenseits katapultiert, untermalt vom „Dies ira“ aus Mozarts „Requiem“ landen wir in der Hölle, in der alle durcheinander reden, Bewegungen machen, ein Chor entsteht. Übergang zu einer großen Party; der Konflikt eines Jungen mit seinem Vater tritt zu Tage. „Gebote“ wer­den auf den Köpfen der Darstellenden auf Pappen sichtbar: „Helfe, wo du kannst“, „Sei ge­recht“, Verletze niemanden“, „Liebe deinen Nächsten“, „Breche kein Versprechen“. Men­schen werden stumm in Folie gewickelt, eine Stimme aus dem Off verliest einen poetischen Text. Durch die sehr vielfältige Formensprache und die kraftvolle Umsetzung innerer Kämpfe brachten die Schüler*innen viel Präsenz und Körperlichkeit auf die Bühne und überzeugten das Publikum, auch dadurch, dass das Jenseits nicht so pessimistisch dargestellt wurde wie vielleicht erwartet: Das Ende lässt Raum auch für Hoffnung.