Schule am Mainbogen & Schauspiel Frankfurt

Schule und Theater sind wie Treppensteigen und Feiern.

Anina Engelhardt

SEIT: 2022/23
ANSPRECHPARTNER*IN: Anina Engelhardt,
Fatma Kilicer
ZIEL: Ganz viele Jugendliche für Theater begeistern und deren Stimmen auf die Bühne bringen.

TUSCHpektakel 2024

Die Partnerschaft mit dem Schauspiel ermöglicht vieles, zunächst natürlich Theaterbesuche! Im Angebot waren in dieser Spielzeit „Dracula“ und „Deine Kämpfe – Meine Kämpfe“ im Jun­gen Schauspiel und der Blick hinter die Kulissen des großen Hauses. Inhaltlich haben sich die Zehntklässler*innen mit dem Thema „Zweifeln“ beschäftigt, es wurde schnell klar, dass sie eine Eigenproduktion erstellen wollten.

            Da es sich um einen Abschlussjahrgang handelt waren die Themen, die die Schü­ler*innen beschäftigt haben, ihre eigene (berufliche) Zukunft und Berufswahl sowie die Ge­staltung ihres eigenen Lebens. Sie mussten in der Phase viele Entscheidungen treffen und Prüfungen bestehen. Im Zentrum stand daher die Frage: Wie gehe ich mit meinen Zweifeln um und wie gehen andere mit ihren Zweifeln um? Die Gruppe hat, wie auch schon im letzten Jahr, performativ gearbeitet und mit Seilen als Requisiten improvisiert. In gemeinsamen Ge­sprächen in der Gruppe haben sie das Textmaterial generiert, ausgehend von ihren eigenen Gedanken, Wünschen und Ängsten.

Übergeordnet haben sie sich mit den Gefühlen auseinandergesetzt, die durch Zwei­feln ausgelöst werden und wie Unsicherheit entweder blockieren oder motivieren kann. Zweifel können Gefühle der Ohnmacht auslösen, aber auch helfen eine Orientierung und neue Wege zu finden. Durch Bewegungsarbeiten sind kleine Choreografien zu den Themen entstanden. Für das nächste Jahr ist eine noch stärkere Zusammenarbeit mit dem Schau­spielhaus geplant: es soll früher in den Austausch mit einer Bühnenbild-Assistenz gegangen werden.

            Die Performance der 19 schwarz gekleideten Schüler*innen auf der Bühne, die auch der Schulleiter und die Leiterin des Jungen Schauspiels anschauen kamen, war von Anfang bis Ende beeindruckend. Konzentriert und fokussiert changierten sie zwischen Sprache (Cho­risches und Einzelbeiträge) und Bewegung, wobei die Seile, die unentwegt bespielt wurden, Fokus und Sicherheit lieferten. Die Sätze, die über das Mikrofon gesprochen wurden, waren ihre eigenen, das wollten die Schüler*innen so. „Wenn du nicht an dich glaubst, kannst du dich nicht enttäuschen.“ „Bleib negativ“, ruft wiederholt der Chor. Das ist keine Koketterie, das sind die Stimmen junger Menschen am Scheideweg, jenseits einer oberflächlichen „think positive“ Ideologie. Hier hört das Publikum Zweifeln, Verzweiflung und sieht dabei Seile als Schwebebalken, als Verstrickung, Verwirrung, Fessel. Allein, zu zweit oder zu dritt werden die Seile bespielt, stumm, nur die Bilder sprechen, und dann immer wieder die Stimmen am Mik­rofon. Und doch – allmählich schleicht sich auch Hoffnung, Freude, Aufbruchstimmung in die Performance, gibt es nicht doch etwas Schönes, das mich erwarten könnte? Leise, nicht tri­umphierend, eher eine vorsichtige Frage. Wo gehen die Zweifel hin? In die Luft, in den Raum, zu anderen? Die Seile werden entwirrt und sie spannen – ein Netz!

Schule am Mainbogen & Schauspiel Frankfurt, Fotos: Sina Kuhlins

Projekt 2024

„Zweifel“ – für dieses große Thema der Partnerschaft in ihrem zweiten Jahr haben sich die 19 Schüler*innen eines Wahlpflichtkurses „Theater“ des 10. Jahrgangs entschieden. Sie stehen kurz vor ihrem Schulabschluss. Viele stehen vor wichtigen Entscheidungen. Welchen Berufsweg wähle ich? Kann ich meine Ziele erreichen? Was muss ich dafür tun? Werde ich in eine andere Stadt ziehen? Eine Zeit der Veränderung steht bevor. Wie gehe ich mit Zweifeln um? All das treibt die Schüler*innen um. Nach den Start-Workshops kam die Gruppe für das Stück „Dracula“ ins Schauspielhaus. In den Workshops entwickelt die Gruppe Inhalte und Texte für eine Performance, die den Zweifel auf der Bühne verhandelt. Durch performative Aufgaben, Reflexionen und Bewegungsarbeit entstehen persönliche Gedanken und Bilder, die vom „Zweifel“ und zweifeln erzählen. Die Lehrerin Fatma Kilicer und die Theaterpädagogin Anina Engelhardt begleiten die Jugendlichen bei der Entwicklung des Stückes, indem die Jugendlichen sich untereinander für ihre Zweifel öffnen und das Publikum einladen, ihre Perspektive kennen zu lernen.

TUSCHpektakel 2023

Mit schwarz-weißen Kostümen und einem Tanz beginnt die Performance, bei der nach und nach jede*r der Schüler*innen am Mikrofon zu Wort kommt: Wünsche, Befürchtungen und Erwartungen kommen zur Sprache, dann wird chorisch gesprochen, dann in Paaren. Viel Bewegung ist auf der Bühne. Dem Publikum wer­den kleine Zettel (und Stifte!) verteilt, wir sollen alle den Satz ergänzen: „Für eine gute Zu­kunft brauche ich …“ Das ist spannend, denn die Zettel werden wieder eingesammelt und vor­gelesen – oder eben nicht, sondern mit der Bemerkung „Kann ich nicht teilen“ weggelegt. Wir erfahren nicht, was auf den Zetteln stand – ein inszenatorischer Clou! Bei der Auswer­tung aller Zettel ergab sich: Die meisten Überschneidungen gab es bei „Geld“ gefolgt von „Gute Bildung/Abschluss/Leistung“, am drittmeisten wurden „Unterstützung“ und „Familie“ genannt. Zum Schluss zeigte die Gruppe in beeindruckender Ensemblearbeit, dass „Kollaboration“ auch ein guter Weg in die Zukunft sein könnte.

Projekt 2023

Die Kooperation besteht seit diesem Schuljahr. Bei der Gruppe im Kernprojekt handelt es sich um einen Wahlpflichtkurs Darstellendes Spiel der Jahrgangsstufe 10 mit 24 Schüler*innen im Alter von 16-19 Jahren. Im Start-Workshop beschäftigten wir uns mit der Übung von Bühnenpräsenz und Performance-Techniken im (Schul-)Theater; ein Termin fand am Schauspiel Frankfurt statt. Die Schüler*innen besuchten das Theaterprojekt „See You.“ des Jungen Schauspiels und erarbeiteten sich die Themen des Stücks inhaltlich und spielpraktisch in einem Vorbereitungs-Workshop. Der Besuch der Inszenierung „Unter uns. Unsichtbar?“ ist im Frühjahr geplant – in Verbindung mit einem Blick hinter die Kulissen des Schauspiels. Im Februar kommt das Klassenzimmerstück „Im Herzen tickt eine Bombe“ in die Schule, das auch zusätzlich vom Kunst-Kurs des Jahrgangs besucht wird. Im Anschluss findet ein Nachgespräch mit dem künstlerischen Team statt. In gemeinsamen Gesprächen und spielpraktischen Übungen hat sich herausgestellt, dass die Schüler*innen vor allem mit ihrer Zukunft (Schulabschluss, Berufswahl, Orientierung) beschäftigt sind, daher wird gemeinsam eine performative Szenencollage zum Thema „Zukunft“ im Rahmen des TUSCHpektaktels erarbeitet. ​